Aus dem Kreis-Sozialausschuß Vorpommern-Greifswald:

Universitätsmedizin Greifswald kann man beim Wolgaster Kreiskrankenhaus nicht über den Weg trauen.


 
Am 18.März fand im Klinikum Karlsburg eine Sondersitzung des Kreissozialausschusses statt. Anwesend waren auch Vertreter der Universitätsmedizin Greifswald, des Kreiskrankenhauses Wolgast und der Ameos-Klinik Anklam. Was sie zu sagen hatten, klang nicht sehr ermutigend und im Falle der Universitätsmedizin alles andere als glaubhaft.
 
Die Darstellung der aktuellen wirtschaftlichen Lage des Kreiskrankenhauses war noch nachvollziehbar. Der letzte Jahresabschluß wiese einen Fehlbetrag in Höhe von 2,4 Millionen Euro ab. Zwar läge noch keine Überschuldung vor, aber wenn die Entwicklung ungebremst so weiter gehe, könnte am Ende die Insolvenz stehen.
 
Aber woher kommen die Verluste überhaupt?
 
Das wollte das NPD-Mitglied im Sozialausschuß von dem anwesenden Sprecher der Universitätsmedizin wissen und bekam eine sehr merkwürdige Geschichte zu hören. Viele niedergelassene Ärzte in der Region, so hieß es, seien sauer auf das Wolgaster Kreiskrankenhaus. Sie hätten nämlich ein völlig aus der Luft gegriffenes und absolut unzutreffendes Gerücht gehört, wonach Patienten, die sie nach Wolgast überwiesen hätten, ohne ihre Zustimmung in andere Kliniken verlegt worden seien. Deswegen hätten sie keine Patienten mehr ins Kreiskrankenhaus geschickt, wodurch dessen Fallzahlen und damit auch Ennahmen dramatisch gesunken wären. Darin läge die Hauptursache für die Verluste. Das Gerücht sei aber inzwischen widerlegt worden. Außerdem beklagte die Universitätsmedizin eine" sich öffnende Schere zwischen den Einnahmen der Kliniken, basierend hauptsächlich auf Leistungen der Krankenkassen, und den immer weiter ansteigenden Personalkosten."
 
Das klingt alles etwas eigenartig. Wenn ein inzwischen aus der Welt geschafftes Gerücht den Rückgang der Fallzahlen bewirkte, müßte dann nicht alles wieder in Ordnung sein und das nächste Jahresergebnis viel besser aussehen? Und trifft die "Schere zwischen Einnahmen und Personalkosten" nicht alle Krankenhäuser in der Region? Warum ist dann nur Wolgast in Schwierigkeiten?
 
Es drängt sich der Verdacht auf, daß die Ursache für die Verluste ganz woanders liegen könnte. Was hätte eine Insolvenz des Wolgaster Kreiskrankenhauses für Folgen ? Alle Patienten müßten nach Greifswald, so wie alle Patienten des dicht gemachten Heringsdorfer Krankenhauses nach Wolgast mußten. In Greifswald stiegen Fallzahlen und Einnahmen. Nicht schlimm für Greifswald, sondern gut. Wie groß ist also das Interesse der Universitätsmedizin an der Vermeidung einer Wolgaster Insolvenz? In diesem Zusammenhang sind einige seltsame Vorfälle interessant. Es habe im Kreiskrankenhaus auf hausinternen Anschlägen die Anweisung gegeben, mehr Patienten nach Greifswald zu schicken, und auch eine entsprechende offizielle Anweisung einer Oberärztin. Das sei aber alles gegen den Willen und ohne die Zustimmung der Universitätsmedizin geschehen. Natürlich.
 
Sollen ganze Abteilungen und Labors von Wolgast nach Greifswald verlegt werden?
 
Die diesbezügliche Frage des NPD-Abgeordneten überhörte der Vertreter der Universitätsmedizin zunächst geflissentlich. Die Antwort, zu der er sich schließlich herabließ, hatte wenig Substanz. Er murmelte etwas von "anderen, günstigeren Anbietern", die man möglicherweise auftun wolle, und anstehenden "Tarifverhandlungen". Angesichts dieses Auftritts muß man damit rechnen, daß es die befürchteten Auslagerungen wohl geben wird. Sie allein sind geeignet, das Überleben des Wolgaster Krankenhauses ernsthaft zu gefährden.
 
Was ist mit der Kinderstation in Anklam?

 
Was hierzu gesagt wurde, würde eine Schließung aus Sorge um das Kindeswohl rechtfertigen. Es gäbe nur 450 Fälle im Jahr, also etwas mehr als einen pro Tag. Das sei so wenig, daß die in Anklam tätigen Ärzte und Schwestern wegen mangelnder Routine ihre Fachkenntnisse einbüßten. Was wäre da wohl gut für die Kinder? Natürlich eine Verlegung nach Greifswald!
 
Menschen und Institutionen tun das, was in ihrem objektiven Interesse liegt. Im objektiven Interesse der Universitätsmedizin Greifswald liegt, möglichst viele Fälle an sich zu ziehen, was mehr Geld bringt. Die Existenz der Krankenhäuser Wolgast und Anklam liegt nicht in ihrem objektiven Interesse. Gewinnt die Universitätsmedizin Einfluß auf deren Geschicke, ist mit Ereignissen zu rechnen, die der Universitätsmedizin nützen. Genau das geschieht jetzt.
In Kenntnis dieser einfachen Sachlage hat die NPD als einzige Partei 2005 gegen den Verkauf gestimmt.
 
Prognose: Bis zur Landtagswahl 2016 wird noch taktiert und Rettungsmaßnahmen werden simuliert. Danach sind Wolgast und die Anklamer Kinderstation ganz schnell weg. Einziges Gegenmittel: Eine Schocktherapie in Gestalt eines hohen NPD-Wahlergebnisses. Das ist das Einzige, was die Etablierten wirklich bis ins Mark trifft.
 
Übrigens: Vom Sozialministerium ließ sich auf der Sondersitzung des Sozialausschusses keiner sehen. Nicht mal ein untergeordneter Mitarbeiter. Von der Frau Ministerin ganz zu schweigen.
zurück | drucken Erstellt am Donnerstag, 19. März 2015